Claudius Gros - Mageia, das Buch der Farben. Der Fantasy Roman der Gefühle.


Die Stadt der Himmelsfinger

Niemand hätte zu sagen gewusst, welches Volk einst die Stadtmauer errichtete. Es hätte sich auch kein Pergament gefunden, weder in Angin noch anderswo in den Bibliotheken der Welt, das die Jahrtausende überdauert und von den Taten der Erbauer berichtet hätte. Mächtige Sandsteinquader, dunkelrot, je zwei Mann hoch und vier Mann lang, stapelten sich Schicht für Schicht gleich den Spielsteinen der Titanen bis in schwindlige Höhen. Auf dem Rist würde man allerdings vergeblich nach einem Wehrgang oder nach Soldaten suchen. Wozu auch, wenn Armeen kamen und gingen, die Winde aber blieben?


Kein Jahr würde die Stadt ohne die Mauer überdauern. Denn was sonst würde den Stürmen Einhalt gebieten, die regelmäßig aufs Neue aus den ewigen Wogen hervorbrachen und danach ungehindert über das endlose Meer aus Gras bis vor ihre Tore jagten? Doch weder den Winden noch dem Feind mit den acht Beinen war es je gelungen, die massiven Quader zu bezwingen. Vor einem Feind anderer Art bot die rote Mauer hingegen keinen Schutz. Denn es ergab sich, dass dieser bereits bei einer Tasse Tee auf einer Terrasse saß, die die Residenz des Grafen zur See der Himmelsfinger hin abschloss.



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